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Angebote und Tagesstruktur

Die Kinder werden in altersheterogenen Gruppen betreut, um eine familienähnliche Struktur abzubilden, die Raum gibt für Übertragungsprozesse und die Wiederbelebung familiär belasteter Situationen. Im Rahmen des therapeutischen Milieus inszenieren sich die Probleme der Kinder neu und können so einer Bearbeitung zugeführt werden.

Jeweils 6 Kinder werden in zwei Gruppen von jeweils von einer Betreuerin und einem Betreuer geführt. In den Gruppen wird das Mittagessen eingenommen, Hausaufgaben gemacht und Gruppenbesprechungen durchgeführt.

Eine konstante Tagesstruktur bietet Sicherheit und Orientierung.

Gruppenpädagogische Aktivitäten werden themen- und altersspezifisch angeboten. Die Räume sind thematisch gestaltet und werden gruppenübergreifend genutzt.

Während der Schulferien werden Freizeitaktivitäten gemeinsam mit den Kindern geplant und durchgeführt.

Eingangs- und Diagnosephase

Die Eingangs- und Diagnosephase ist ein ambulantes Angebot im Vorfeld der Unterbringung in der Tagesgruppe. Im Rahmen von zwei doppelstündigen Kontakten pro Woche im Einzelsetting mit dem Kind, einer ausführlichen Anamneseerhebung mit den Eltern und einer sich anschließenden Beratung sowie Fachgesprächen mit kooperierenden Institutionen werden Kind und Familie zum Aufnahmetermin hin begleitet und vorbereitet.

Im Rahmen der Eingangs- und Diagnosephase können Perspektiven für das Kind und seine Familie entwickelt werden, die von der Aufnahme über andere Hilfeformen bis hin zur stationären Unterbringung des Kindes reichen können.

Konzeption

Theoretische Grundlage des pädagogischen Handelns sind die Grundannahmen der Psychoanalytischen Pädagogik, der Bindungstheorie und die Arbeit in Gruppen.

Vor allem die psychoanalytischen Kompetenzen der Pädagogen, ihre Haltungen, ihre Einstellungen, ihr Bindungsverhalten sind grundlegend, um schwer gestörte Kinder zu verstehen, ertragen und fördern zu können. Die Pädagogen kommen der kindlichen Sehnsucht nach Zuwendung, Halt und Sicherheit entgegen und unterstützen sie, eigene Entscheidungen zu treffen und zu partnerschaftlichen Beziehungen fähig zu werden. Gleichzeitig vermitteln sie den Kindern die bisher vermisste Grundorientierung für Lebensführung und Lebensgestaltung.

Arbeitsweise

Die Auffälligkeiten und Störungen der Kinder werden als Ausdruck und als Bewältigungsstrategien erschwerter und beeinträchtigender Entwicklungsbedingungen verstanden. Jedes Kind und jede/r Jugendliche wird in seiner Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit wahrgenommen und ganzheitlich gefördert und behandelt.

Ziel ist die Bearbeitung der zugrundeliegenden Beziehungsstörungen und Förderung der Selbstheilungskräfte des Kindes sowie die Unterstützung seiner Sorgeberechtigten bei der Wahrnehmung ihrer Erziehungsaufgaben.

Wesentlich ist die Schaffung eines therapeutischen Milieus, auf der Basis einer haltenden Umwelt im Sinne verfügbarer, ausreichend guter und konstanter Beziehungen (holding function). Da viele Kinder unter frühen Bindungsstörungen und mangelnden Symbolisierungsfähigkeiten leiden, ist das Konzept des Containing (nach Wilfred Bion) als zentraler Teil von strukturbildenden Interaktionserfahrungen bedeutsam. Kinder mit labilen Ich-Strukturen benötigen in besonderer Weise Rituale und einen haltenden Rahmen, der ein klar umrissenes, überschaubares Maß an Struktur und Regelwerk bietet.

Das Wahrnehmen und Reflektieren von Gruppenprozessen unter gruppenanalytischen Aspekten sind ein wesentlicher Bestandteil des pädagogischen Handelns.

Partizipation

Die tägliche Reflektion der Tagesereignisse ermöglicht Kindern ihre Anregungen und Veränderungswünsche kund zu tun. Kinder werden in die Planung pädagogischer Aktivitäten einbezogen, in dem sie gefragt und ggf. auch an der Umsetzung beteiligt werden. Widerstände werden als Ausdruck ernst genommen und geachtet.

Kinder werden mit den Grundannahmen des demokratischen Handelns vertraut, in dem sie lernen Konflikte als Herausforderung des zwischenmenschlichen Zusammenlebens zu verstehen und angemessene Formen der Konfliktlösung zu finden. Sie erfahren verschiedene Methoden von Entscheidungsfindungen und wissen diese anzuwenden.

Kinder werden dazu aufgefordert Ihre Interessen zu erkennen, zu artikulieren und Formen zu finden, diese je nach Anliegen angemessen zu vertreten.

Prinzipiell gilt die Grundannahme der Inklusion: Ungleichheit für Alle Unzufriedenheit und Beschwerden jeglicher Art (Kinder, Eltern, Kollegen) werden als Herausforderungen verstanden, Verhalten, Angebote und Strukturen zu überdenken und möglicherweise zu ändern.

Qualitätssicherung

Reguläre Besprechungsstrukturen gewährleisten die geregelte interne und externe Reflexion und die kontinuierliche Überprüfung, Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der pädagogischen Arbeit, sowohl inhaltlich wie auch strukturell. Pädagogische und therapeutische Interventionen werden fundiert und systematisch geplant und nachvollziehbar dokumentiert. Diese Qualitätsstandards sichern die Nachhaltigkeit der pädagogischen Arbeit.

Die pädagogischen Prozesse werden in wöchentlichen Dienstbesprechung mit der Leitung besprochen, hier werden neben der Organisation, regelhaft einzelne Fälle besprochen, das Gruppengeschehen in den Blick genommen und besondere Vorkommnisse reflektiert.

Supervision ermöglicht Reflektion des Beziehungsgeschehens in den Gruppen, der Erarbeitung fachlicher Grundannahmen, der Selbstreflektion und wird nach Möglichkeit 14-tägig durch ausgebildete SupervisorInnen (DGSv) angeboten. Interne und externe Fortbildungen dienen der Erweiterung der Handlungskompetenz. Das Personal wird nach Möglichkeit dabei unterstützt die eigene Qualifikation durch Weiterbildung zu erweitern. Regelmäßige Klausurtage (2 - 4 Tage/Jahr) dienen der ständigen Überprüfung von Verfahrensabläufen und deren Modifikation. Die Fortschreibung der Konzeption ist obligatorisch.

Alle Besprechungen werden regelhaft protokolliert, so kann die Umsetzung von Absprachen überprüft werden.

Die Entwicklung der Kinder und die Gespräche mit Eltern werden kontinuierlich dokumentiert. Die Hilfeplanberichte werden entsprechend der Vereinbarungen mit den Jugendämtern regelhaft geschrieben.